Das Phaenomen "Liebe" (35a)
Die
heutige Situation:
Männer sehnen sich von Natur aus nach vielen Partnerinnen, denn sie wollen
ihren Samen möglichst weit verteilen.
Frauen wollen
einen Mann, der die Möglichkeit und den Willen hat, in sie und in ihre Kinder
zu investieren. Auf der ganzen Welt suchen Frauen nicht den Schönling, sondern
den mächtigen, wohlhabenden und dominierenden Mann.
Frauen wechseln
heute schneller den Partner, weil sie wirtschaftlich unabhängiger von einem
Partner sind.
Damit gehen Mann
und Frau die Fortpflanzungsfrage mit unterschiedlichen Strategien an. Der Mann
sucht möglichst viele Objekte seines Fortpfanzungswillens,
die Frau sucht den Erzeuger mit möglichst guten Genen, der andererseits aber
auch bereit ist, die Aufzucht der erzeugten Kinder für eine ausreichende Zeit
zu ausreichend guten Bedingungen zu ermöglichen. Denn ein einziger sexueller
Akt, dessen Vollzug vom Mann nur eine minimale Investition erfordert, kann bei
der Frau eine neunmonatige, von hohem Kräfteverbrauch begleitete
Zwangsinvestition zur Folge haben, welche andere günstige Paarungsgelegenheiten
ausschliesst. Nach diesen neun Monaten ist aber noch
kein Ende der Verpflichtung. Jahrelang braucht die Frau Unterstützung
bei der Aufzucht des Kindes. Deshalb ist ein Partner, der zuverlässig für
diese Zeit für den Lebensunterhalt aufkommt ,
lebenswichtig.
Unter diesen
unterschiedlichen Grundvoraussetzungen ist es verwunderlich, dass es Männer und
Frauen überhaupt längere Zeit miteinander aushalten.
Die Lösung des Problems
ist die von der Natur bereitgestellte Macht der Hormone. Schon der Moment , in dem es "funkt" , wird von
körpereigenen Botenstoffen vorbereitet. Zunächst sind es Adrenalin und
Testosteron die Lust machen und den Körper auf Touren bringen
. Dann folgt der Blickkontakt. Erste Worte werden gewechselt. Es folgen
erste, eher zufällige , Berührungen. Das Herz schlägt
schneller, die Hände werden feucht, Blut schiesst in
die Lenden. Im Achselschweiss enthaltene Pheromene, die durch die Nase aufgenommen werden, machen
die Partner zusätzlich bereit.
Dabei bestimmt
die Frau von Anfang an das Tempo. Sie bestimmt den Partner, auf den sie
anspricht und signalisiert Interesse, das noch keine Verpflichtung beinhaltet.
Ob es weitergeht, entscheidet sich in den folgenden Minuten und dann in der
darauf folgenden Zeit. Ein Gespräch, ein gemeinsamer Tanz, eine erste
gemeinsame Unternehmung, wie ein Gang an die Bar oder Ähnliches. Bis hierher
war es Flirt und relativ unverbindlich.
Stimmt aber die
"Chemie" des Anfangs, beginnt der zweite Akt und damit wird es
gefährlich. Denn nun schaltet der Körper auf die zweite Stufe des
"Liebesglücks". Sie wird ebenso heftig vom Stammhirn gesteuert wie
die Lust auf schnellen Sex und ist damit eine Urkraft, die den Verstand spielend
überwindet. Ein ganzer Cocktail von Botenstoffen überschwemmt den Körper wenn
sich zwei Menschen ineinander verlieben. Dabei wird der Verstand ausgeschaltet.
Versuche haben gezeigt, dass der Serotonin- Spiegel
bei Verliebten deutlich absinkt. Dies ist auch bekannt von Zwangsneurosen. Die
Betroffenen sind nur noch auf ein Objekt fixiert, in diesem Fall auf die
geliebte Person. Wer sich in diesem Stadium befindet ,
ist ein wenig verrückt und kann Handlungen begehen, die ihm möglicherweise
später viel Kummer bereiten.
Auch der Testosteron-Spiegel
verliebter Paare verändert sich. Normalerweise enthält das Blut von Männern
deutlich mehr Testosteron als das von Frauen. In der Verliebtheitsphase eines
Paares ändert sich dies. Der Testosteronspiegel des Mannes sinkt
, der der Frau steigt an. Der Mann wird "weiblicher" und
weicher, die Frau "männlicher" und aktionsfreudiger. Beides hilft,
eine längere Bindung einzuleiten. Tief in den Zentren des Gehirns werden die
Botenstoffe der Sucht Dopamin und Noradrenalin
gebildet, die zum Belohnungssystem des Körpers gehören und zum Beispiel auch
beim Schnupfen von Kokain aktiv werden. Sie können den Verstand überwinden.
Das Ergebnis ist
die gegenseitige Abhängigkeit, die bis zur Hörigkeit gehen kann. Es stellt sich
zwanghafter Gleichtakt ein, der Partner wird zum Mittelpunkt des Seins. Selbst
Gehirnschaltkreise, die für Planung und die kritische Bewertung anderer
Personen zuständig sind werden in diesem Zustand quasi abgeschaltet.
Dieser
rauschhafte Zustand kann naturgemäss nicht von ewiger
Dauer sein. Er reicht aber normalerweise aus, um Mann und Frau so lange
zusammenbleiben zu lassen, bis sie ihre biologische Bestimmung der Erzeugung
und Geburt eines Kindes erfüllt haben. Meist reicht es auch noch für eine
gewisse Zeit darüber hinaus.
Doch was kommt
danach, was hält die Liebenden zusammen, wenn der Rausch verflogen ist und die
biochemische Normalität einkehrt? In dieser Zeit beginnen oft die ersten
Beziehungsprobleme. Die Wissenschaft kennt zwar Hormone, die für langfristige
Bindung sorgen können, wie Oxytocin und Vasopressin, zuständig für Vertrautheit, Wohlgefühl und
Nähe. Ob diese aber ausreichen, beim Menschen andere naturgemässe
Anlagen zu überspielen, bleibt zweifelhaft. Die Wissenschaft hat jedenfalls
bisher wenig gefunden, was den Übergang von der romantischen Anfangsliebe zur
gereiften Beziehung stützen kann. Sie kommt daher zu dem Schluss, dass der
Mensch von Natur aus offenbar nicht für eine langfristige Bindung zu einem
Partner geschaffen ist.
Ein deutlicher
Hinweis dafür ist für die Biologen die natürliche Aggressivität des Mannes . Diese ist typisch für Tierarten, bei denen die
Männchen stark um die Weibchen konkurrieren. Er ist also ständig bemüht
"seine" Frau vor den Übergriffen anderer Männer zu bewahren.
"Eifersucht" heisst die Erscheinung, die
mancher Frau zur Plage wird.
Dabei ist sie
nicht unbegründet. Da die Frau normalerweise ihre fruchtbaren Tage für den
Partner geheim hält, ist sie in der Lage, ihren erneuten Fortpflanzungspartner
im Männerumfeld selbst zu erwählen. Diese Methode kann für die Frau durchaus
gewinnbringend sein, weil sie dadurch den Gensatz
ihres neuen Kindes optimieren kann. Vor allem, wenn sich der erste Partner , jetzt nüchtern am Ergebnis gesehen, nicht als der
"grosse Wurf" erweist, sind solche Gedanken naheliegend.
Mit Sicherheit
10% aller Kinder sind Kuckuckskinder, meint die Wissenschaft. Genauere Werte
wird man erst haben, wenn entsprechende Mengen an Gentests vorliegen.
"Gen-Shopping" nennt respektlos die Wissenschaft diese Methode und ist
der Meinung, dass sie schon seit Urzeiten zur Verbesserung der Qualität der
Menschheit beigetragen hat.
Promisk
verhalten sich also beide, wobei sie unterschiedliche Strategien verfolgen. Der
Mann versucht seine Gene möglichst weit zu verbreiten, die Frau sucht dagegen
einen verlässlichen Partner für die Aufzucht ihrer Kinder und optimiert und
variiert ihre Zusammensetzung durch den einen oder anderen Seitensprung.
Ob diese
natürlichen Neigungen auch so praktiziert werden, hängt im Einzelfall von den
vorgegebenen Werten und ihrer Beachtung und von den speziellen Bedingungen ab.
Vor der Möglichkeit der Gentests wurde sie sicher öfter als bisher bekannt
praktiziert und die Mütter nahmen ihr Geheimnis mit ins Grab.
Ein Indiz dafür
ist der noch oft von Frauen als "verschworener Gemeinschaft "
verwendete Ausruf "Ganz der Vater !" angesichts eines Neugeborenen,
bei dem beim besten Willen keine Ähnlichkeit festzustellen ist.. Unter diesem
Aspekt der "verschworenen Gemeinschaft der Frauen" ist auch der
Versuch von weiblichen Amazonen in der Politik zu sehen, Gentests zu verbieten
oder sogar unter Strafe zu stellen. Ein kaum glaubliches repressives Verhalten
in einer aufgeklärten demokratischen Gesellschaft. Auf diesem Weg einen
wesentlichen Erkenntnisfortschritt der Menschheit zu blockieren
, erinnert sehr stark an mittelalterliche Verhaltensweisen der Kirche.
Das Problem, ein
derartiges naturgegebenes , für die Gesellschaft
letztendlich positives Verhalten in eine neue Form der Gesellschaft zu
integrieren, muss sicher auf andere Weise gelöst werden. Denn schließlich hat
auch der "Vater" erhebliche Vorteile davon ,
wenn er ein "qualitativ besseres Kind" hat, als er es selbst hätte
erzeugen können. Dass es geht, haben Jahrtausende der Vergangenheit bereits
bewiesen. Denn schon mancher Vater hat sich gefragt, wie er ein derartig ihn
übertreffendes Kind hatte erzeugen können. Wobei natürlich auch das Gegenteil
möglich war , wenn sich die Gutsherrin aus Mangel an
anderer Gelegenheit mit dem Gärtner oder Kutscher einliess
und der daraus hervorgehende Sprössling Gut und Familie ruinierte.
Aus all dem
folgt wissenschaftlich abgesichert : Der Mensch ist
aus guten Grund von der Natur promisk angelegt. Die Gesllschaft
muss, um Nachteile zu vermeiden, diesem Umstand Rechnung tragen und sich
entsprechend tolerant gegenüber diesen an sich vorteilhaften Gegebenheiten
verhalten. Dies gilt ganz besonders für die Welt der Männer, denn die Frauen
haben dies schon lange , wie vorher angedeutet,
praktiziert.
Wenn dies so
ist, warum wurde dann die Monogamie zum vorherrschenden Partnersystem in der
westlichen Welt? Führende Biologen kennen nur die Antwort :
Die Einehe ist ein kulturelles Kunstprodukt , durch religiöse Regeln dem
Menschen auferlegt , um die Gesellschaft in einem gewünschten Sinn zu
stabilisieren.
Auch dem
geringsten Menschen wurde damit die Gewähr gegeben, einen ihm auf Dauer
zugeordneten Partner zu erhalten. So wurde Streit vermieden und vorherrschende
Zufriedenheit erreicht. Aggressionen und sexuelle Gelüste spielten sich in
kleinem Kreis unter weitgehender Schonung der Öffentlichkeit ab. Zudem brachte
sie in konservativer Form, bei der dem Manne das Erwerbsleben und der Frau die
Sorge für Haushalt und Familie übertragen war, klare Vorteile für alle Seiten.
Nachdem dieses System
unter der Gesetzesregie von Kirche und Staat nahezu 2000 Jahre recht gut
funktioniert hatte, änderte es sich in jüngster Zeit. Grund dafür ist die
weitgehende Demokratisierung der Gesellschaft in der auch den Frauen das volle
Wahlrecht zugestanden wurde. Dieses Recht nutzten sie, Vertreter in die
Parlamente zu wählen, die ihre Rechte mehr und mehr stärkten, wobei unter den
Parteien bei dem Kampf um Wählerstimmen geradezu ein Wettbewerb ausbrach, wer
mehr für die Frauenrechte tat.
Eins der in
diesem Zusammenhang wesentlichen Rechte ist die Festschreibung der völligen
Gleichberechtigung der Frau im Erwerbsleben, das in einigen Staaten sogar zur
Bevorzugung von Frauen aus Quotengründen führte.(Ein
Selbstmordprogramm für die betroffenen Institutionen.) Dies ermöglicht den
Frauen den bisherigen Konsens der Gesellschaft in der Frage der
Partnerbeziehung aufzukündigen und wieder dem von der Natur vorgegebenen Weg zu
folgen.
Der alte
Geschlechtervertrag ist damit aufgekündigt, die alte Eheformel
" Bis das der Tod euch scheidet" hat sich erledigt und wirkt schon
fast lächerlich angesichts der tatsächlichen Verhältnisse. Es stellt sich
wieder eine Art Urzustand der menschlichen Partnerschaft ein, in der der Mann
als Jäger nach beruflichen Erfolgen und die Frau als Sammlerin von
Rentenansprüchen auftreten.
Nach einigen
Jahren des vorher beschriebenen Liebestaumels und der nachfolgenden
Ernüchterung, verbunden möglicherweise mit der Aufzucht der Kinder, haben sich
die Gemeinsamkeiten oft erledigt. Die Gemeinschaft zerbricht und die ehemaligen
Partner streben zu neuen Ufern. Dies ist besonders leicht, wenn gar keine
Kinder vorhanden und möglichst wenig Verpflichtungen zu Unterhaltszahlungen und
Rententeilung entstanden sind. Das heißt in der Praxis :
Man sollte nicht verheiratet sein oder zumindest einen schützenden Mantel in
Form von ausgeklügelten Eheverträgen besitzen.
Unter diesen
Gegebenheiten sieht die Zukunft der Gesellschaft düster aus. Da möglichst keine
Kinder erzeugt werden, weil sie im Fall der Trennung hinderlich sind und dazu enorme Kosten verursachen, überaltert die Gesellschaft und
das Volk wird schließlich aussterben. Das heißt in der Konsequenz
: Es wird höchste Zeit gegenzusteuern !
Doch wie soll
dies geschehen? Die Betroffenen , die sich in dieser
neuen Freiheit sehr wohlfühlen, weil sie ihnen fast auschließlich Vorteile bringt, haben wohl kaum Interesse an
einer Änderung. Politiker, die zur Rückkehr zu alten ,
möglicherweise "christlichen" Werten aufrufen , werden bei ihnen wohl
kaum Erfolg haben. Es bleiben
die Alten , zur Vernunft gekommenen , die um ihre
Altersversorgung zittern müssen. Und da auch die jetzt noch Jungen einmal alt
werden und dann kaum noch Junge vorhanden sein werden besteht wohl dann die
Möglichkeit, dass eine Mehrheit von Alten wieder vernünftigere Gesetze macht
und das ruinöse jetzige Recht kippt.