Zweimal "Atlantis"
von Karl Juergen Hepke *
Platon gibt in seinem Bericht ueber Atlantis zwei eindeutige
geographische Hinweise fuer die Lage. Erstens: Atlantis lag hinter den Saeulen des Herakles ( hyper ten heraklei nyssai). Das griechische Wort "hyper"
kann sowohl "jenseits , "ueber",
"hinter" und noch etliches andere, das aber hier nicht interessant
und anwendbar ist, bedeuten.
Nimmt man es im
Sinne von "hinter" oder "ueber" und betrachtet diese
Aussage vom Standpunkt der damaligen Seefahrt, welche die einzige Moeglichkeit
darstellte, Atlantis zu erreichen, so lag es an der Kueste Iberiens oder Afrikas,
nachdem man die Strasse von Gibraltar passiert hatte.
Denn die
Seefahrt in dieser Zeit war nahezu ausschliesslich Kuestenfahrt. Ueber das offene Meer, das durchweg als
"Ocean" bezeichnet wurde, fuhr man nur ,wenn
man mit Sicherheit und aus Erfahrung wusste, dass hinter dem "Ocean"
das Land lag, das man in absehbarer Zeit, d.h. in wenigen Tagen, erreichen
konnte. Hinter der Strasse von Gibraltar gab es aber zur Zeit Platons kein
derartiges Land.
Der zweite
eindeutige Hinweis im Bericht ist der, dass das Land, welches sich an Atlantis
nach Sueden zu anschloss, das Land Gadeiros war. Gadeiros ist aber unbestritten das spaetere
Gades oder Cadiz.
Damit ergibt sich eindeutig die Lage des von Platon
beschriebenen Atlantis in Suediberien noerdlich des gadeirischen
Berglandes. Afrika scheidet aus und darueber hinaus alle uebrigen
Orte auf der Welt , die noch nach den uebrigen Beschreibungsmerkmalen in Frage kaemen.
Dies ist nicht neu und es gab und gibt etliche
Atlantisforscher, die Atlantis aus diesem Grund in Andalusien, das arabisch
"andaluz" heisst
und damit sprachlich gar nicht weit vom aegyptischen
"Atlantis" entfernt ist, sehen.
Aber bis heute wurden alle diese Argumente als nicht ausreichend angesehen.
Dies veranlasste
den deutschen Atlantisforscher Adolf Schulten Anfang des zwanzigsten
Jahrhunderts in der Art Schliemanns im Delta des Guadalquivir
an verschiedenen Plaetzen nach Atlantis zu graben. Er opferte dafuer sein
ganzes Vermoegen und blieb doch ohne Erfolg.
Den
voraussichtlich richtigen Platz zu finden, blieb der einheimischen Stadtarchaeologie von Puerto de Santa Maria, einer kleinen
Stadt zwischen Cadiz und Xeres de la Frontera,
vorbehalten.
Sie fuehrt seit 1978 Ausgrabungen auf dem Huegel der
"Dama Blanca" durch ,
der ca 10 Km vom Hafen der Stadt entfernt vor einem
124m hohen Berg liegt. Von diesem Berg kann man deutlich die beiden genannten
Staedte, die umgebende Ebene, das Meer und den hineinmuendenden
Fluss Guadalete erkennen. Es handelt sich damit um
eine strategisch guenstige
Lage zur Gruendung einer Stadt, und man fragt sich, warum nicht schon Schulten
diesen Platz in seiner Bedeutung erkannt hat.
Nach den bisher gewonnenen Ausgrabungsergebnissen handelt es sich
wahrscheinlich um den Stadthuegel der aus
griechischen Schriften bekannten sagenhaften Stadt "Tartessos"
der Zeit zwischen 1000 und 300 v. Chr.. Sie wurde
durch die Roemer vernichtet .
In der Naehe und
unter einer Erdschicht darunter duerften Reste der
Stadt "Tharsis" der Zeit von ca 1600 bis 1250 v. Chr. liegen, die als das
"Atlantis" der Bronzezeit von Platon beschrieben wurde und in einer
Naturkatastrophe unterging.
Bis 1998 wurden
in dem Stadthuegel (Tell) sechs uebereinanderliegende
Besiedlungsschichten mit deutlichen Hinweisen auf Handelsbeziehungen zu den
griechischen Thalassokratien gefunden.
Das "Reich von Tartessos"
und das vorhergehende Land "Atlantis" der
Bronzezeit umfassten nach heutigem Kenntnisstand darueberhinaus
auch andere alte Staedte wie Huelva, Niebla, Carmona und Carambolo, in denen bedeutende Funde aus der Bronzezeit
gemacht wurden. Ausserdem beginnt man in dem die andalusische Ebene " nach
Norden gegen die kalten Winde abschirmenden Bergzug" , den Platon anfuehrt und der heute Sierra Morena
heisst, die alten Kupfer- und Goldminen aus der
Bronzezeit wieder zu entdecken, die den von Platon genannten
Metallreichtum des Landes begruendeten. Die Ebene
Andalusiens wird noch heute von Kanaelen entsprechend
Platons Beschreibung durchzogen.
Andere Merkmale der Beschreibung Platons wie zwei Ernten im Jahr, feuchte Winde
des Atlantiks, Funde von Elefantenresten, Stier- und Pferdezucht, Megalithische Grabstaetten, das
Vorkommen von Erdbeben, ideale Lebensbedingungen fuer eine grosse Zahl von
Menschen, das Wachsen aller erdenklichen Arten von Pflanzen und Baeumen werden ebenfalls noch heute von Andalusien erfuellt.
Wenn man die
"dahinter liegenden Inseln" von Frankreich, England und Irland und
das "gegenueberliegende Festland" von Holland, Deutschland und Daenemark,
das sich bis Russland erstreckt, betrachtet , ist dieses Land wahrhaftig groesser als "Lybien und
Asien zusammengenommen", wie Platon behauptet.
Das Raetsel von Platons Atlantis scheint also geloest.
Doch dies gilt
nur fuer das Atlantis der Bronzezeit, das Platon beschreibt. Darueber hinaus
gibt es noch das Atlantis, das in den Mythen vieler
Voelker Amerikas und Europas unter den verschiedensten Bezeichnungen eine
Rolle spielt und in einer furchtbaren Katastrophe, die einen Grossteil der
Menschheit hinwegraffte, unterging.
Diese
Katastrophe ist bei uns am besten bekannt unter dem Namen "Sintflut".
Nach dem heutigen Stand des Wissens, und darin sind sich nahezu alle
Atlantisforscher einig, fand sie etwa 9500 v.Chr.,
das heisst 9000 Jahre vor Solons
Besuch in Aegypten, der die Grundlage von Platons Atlantisbericht ist, statt.
Auch Platon gibt dies in seinem Bericht an.
Und damit
beginnt die Ungereimtheit und fuer viele das Chaos, das Platons Geschichte
unglaubhaft macht. Denn 9500 v.Chr. gab es eindeutig
bewiesen keine Bronzezeit auf der Erde. Es gab auch kein besiedeltes
Griechenland und keine Stadt Athen, die wie bei Platon angefuehrt,
den eindringenden Atlantern Widerstand leisten
konnte.
Als Loesung des Raetsels bleibt nur eine Moeglichkeit: Bei den von den aegyptischen Priestern den unwissenden Griechen genannten
"9000 Jahren" handelte es sich nicht um Sonnen- sondern um Mondjahre.
In Aegypten war es naemlich
in alter Zeit ueblich die "Jahre" nach den
Mondphasen zu zaehlen. Ein "Jahr" entsprach
also einem Monat unseres Kalenders und ging von Vollmond zu Vollmond. Da in
Aegypten die Jahreszeiten nicht sehr ausgepraegt
sind, war dies viel einfacher zu erkennen als die Beobachtung des sich nicht
gravierend aendernden Sonnenstandes der kaum Einfluss
auf das Klima hat.
Diese Rechnung nach "Monden" war in allen alten Kulturen, so auch in
Mesopotamien und im alten Kalender der Kelten ueblich. Wir kommen darauf noch spaeter zurueck
Die 9000
Mondjahre waeren also durch 12,34 zu teilen, denn so oft umrundet der Mond
innerhalb eines Sonnenjahres die Erde. Dann kommt man auf 729 Jahre. Addiert zu
der Zeit um 500 v.Chr., als Solon
in Aegypten war, ergibt sich 1229 v.Chr.
Etwa 1250 v.Chr. ist aber nach heutiger Kenntnis die Zeit, in der
Platons Atlantis der Bronzezeit unterging. Dies geschah, wie auch von Platon
beschrieben, in einer Naturkatastrophe, die heute nachweisbar eine 600 Jahre andauernde Klimaverschlechterung nach sich
zog. Sie loeste die "Wanderung
der Seevoelker" ,
wie sie Aegypten nannte, aus.
Als Folge dieser Wanderung wurde der gesamte vordere Orient bis nach Aegypten
und Indien geschichtlich eindeutig nachweisbar durch die eindringenden
"atlantischen" Volksscharen umgekrempelt. Sie gingen in die
Geschichte als "Seevoelker", "Aramaeer", "Arier", um nur einige besonders
bekannte zu nennen, ein.
Doch was wurde
aus dem mythischen "Atlantis" der Mayas und anderer Voelker vor 11
500 Sonnenjahren , also um 9500 v.Chr.
Dem "Atlantis" der Sintflut und wo lag dieses "Atlantis"
vieler Atlantisforscher.
Es ist sicher
erwiesen und nahezu unbestritten, dass die Katastrophe der Sintflut die ganze
Erde betraf, denn sie kommt in den Mythen aller alten Voelker vor.
Als Ausloeser der Sintflut scheiden also oertliche
Ereignisse wie selbst katastrophalste Vulkanexplosionen aus. Was bleibt, ist
ein kosmisches Ereignis, also der Einschlag eines grossen Asteroiden oder Kometen auf der Erde. Da man keinen
grossen Krater aus dieser Zeit auf dem Lande gefunden hat, muss der Einschlag
im Meer stattgefunden haben. Man vermutet heute die Einschlagskrater in zwei
riesigen Loechern im Meeresboden suedlich
der Bahamas im sogenannten Bermuda Dreieck im
westlichen Atlantik.
Dies nicht
zuletzt deshalb, weil erwiesenermassen Amerika durch
die Katastrophe besonders hart getroffen wurde und fast alles menschliche und
tierische Leben und alle Kultur in diesem Bereich zugrundeging.
Amerika wurde damit durch diese Katastrophe um nahezu 10 000 Jahre in der
kulturellen Entwicklung zurueckgeworfen.
Es gilt als erwiesen, dass hier nahezu das gesamte Flachland und Mittelgebirge
durch eine riesige Flutwelle ueberschwemmt wurde. Von
einigen Forschern wird sogar behauptet , dass sich
einige Kuestenbereiche im Westen Amerikas bis zu 3000
m in der Katastrophe gehoben haben.
Die riesige
Flutwelle erreichte auch Europa, Asien und Afrika. Durch die weit groessere
Ausdehnung der Landmassen und staerkere
Gebirgsgliederung der Kontinente war aber hier die Wirkung nicht so
vollstaendig. Auf geschuetzt liegenden Gebirgen
blieben Menschen und Tiere vom Wasser verschont und ueberlebten
in klimatisch guenstig liegenden Bereichen auch die
katastrophalen Gewitterstuerme und Kaelteeinbrueche, die der Katastrophe folgten und nahezu
1000 Jahre andauerten. In der Wetterstatistik der Erde hat
sich diese Zeit als Dryas oder Tundrenzeit
niedergeschlagen.
Nach der heute ueberwiegend angenommenen Theorie loeste
der gewaltige Asteroideneinschlag ein Taumeln des Kreisels Erde mit einer
nachfolgenden Verschiebung der Pole um 3200 Km in die heutige Pollage aus. Die
vorherige Lage des Nordpols war wahrscheinlich die Suedspitze
Groenlands, auf der sich heute noch der magnetische
Nordpol befindet. Dies koennte bedeuten, dass die Erdachse vor der
Polverschiebung senkrecht zur Umlaufbahn um die Sonne stand, was vom Standpunkt
der Physik als Normallage angesehen werden kann.
Es wuerde bedeuten, dass es vor der Polverschiebung keine Jahreszeiten auf der
Erde gegeben hat. Dem zu Folge waere das Klima
weitaus ruhiger und ausgeglichener gewesen. Der Atlantik, dessen Wasserspiegel ca 150 m tiefer lag und der heute ueberspuelte
riesige Kuestenbereiche und grosse Inseln frei liess
, waere ein ruhiger Badeteich gewesen, auf dem man
auch mit einfachen Fahrzeugen sicher von Insel zu Insel gelangen konnte.
Das heisst, die Erde waere zu dieser
Zeit tatsaechlich das Paradies gewesen, das in den
alten Mythen der Voelker noch existiert. In vielen Bereichen der Erde haette es
ein "Atlantis" aehnliches Flachland vor den
grossen Kontinenten und Inseln gegeben. Dies Flachland ging dann in dem der
Katastrophe folgenden Anstieg der Meere um bis zu 180 m unter. So erklaert sich, dass es fast ueberall
auf der Erde "Atlantis"legenden gibt und im
Meer immer wieder Zeugnisse einer untergegangenen grossen Kultur gefunden
werden.
Auch der vorher
angesprochene Kalender nach "Monden" der alten Voelker wuerde so
seine natuerliche Begruendung
finden und erklaeren, warum z.B.: die alten "Kelten" im Coligny
-Kalender einem fuenfjaehrigen Rhythmus und nicht
einem einjaehrigen folgten. Ebenfalls erklaert waere die uns heute
erstaunende Bedeutung der genauen Beobachtung der Himmelsgestirne, des Wandels
von Tag- und Nachtlaengen und deren Auswirkungen auf
die Natur durch die Menschen um 5000 v. Chr.
Dies war alles
neu fuer die Menschen dieser Zeit und sie versuchten, sich auf diese fuer sie
schwierigen Neuerungen einzustellen. Wir Menschen von heute haben uns
notgedrungen daran gewoehnt und haben Einrichtungen
entwickelt, die uns auch unter den schwieriger gewordenen Lebensbedingungen ein
ertraegliches Dasein ermoeglichen.
Die Menschen um
5000 v. Chr. begannen gerade mit dieser Entwicklung und hofften vielleicht
immer noch, dass die alten paradiesischen Verhaeltnisse eines Tages zurueckkehren wuerden. Eine
Hoffnung, welche die Menschheit der heutigen Zeit laengst
verloren hat. Sie versucht deshalb , sich ihr kleines
Paradies auf Erden selbst zu schaffen.
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* Karl Juergen Hepke ist Diplomingenieur
und seit 1980 auf dem Gebiet der Fruehgeschichtsforschung
taetig. Er ist Buchautor und Redakteur der
Internetseiten www.TOLOS.de und www.ATLIS.de
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Lesen Sie
hierzu, umfassend und uebersichtlich dargestellt :
DIE
GESCHICHTE VON ATLANTIS, der vergessene Ursprung unserer Kultur
von Karl Juergen Hepke
TRIGA-DER VERLAG, 2.Aufl. 2008,
Hardcover, 268 Seiten, Eur 22,00 , ISBN 978-3-89774-539-1