Die Praezession der Erdachse
Es ist eine
schon von dem Griechen Hipparchos um 150 v. Chr. festgestellte Tatsache, dass
die Erde bei ihrem Weg um die Sonne die Lage ihrer Drehachse veraendert.
Hipparchos und spaeter Ptolomaeus, der auf den Beobachtungen von Hipparchos
aufbaute, deuteten dies als eine kreisbogenfoermige Bewegung der Achse um einen
errechneten Mittelpunkt.
Fuer die Vollendung des Kreisbogens errechneten sie aus den ihnen zur
Verfuegung stehenden Messungen die Zeit von ca 25850 Jahren, die heute ein
"platonisches Jahr" genannt wird. Diese Berechnungen und Begriffe
werden bis heute in der Astronomie verwendet.
Hier die astronomische Definition nach dem heutigen Stand:
"Praezession, die westwaerts gerichtete Verlagerung der
Aequinoktialpunkte ("Praezession der Aequinoktien" ), verursacht
durch eine kreisfoermige Bewegung der Erdachse und damit des noerdlichen
Himmelspols um den Pol der Ekliptik . Die Verschiebung der Aequinoktialpunkte (
Fruehlingspunkt und Herbstpunkt) betraegt 50, 29" pro Jahr und wurde
bereits um 150 v.Chr. von Hipparchos entdeckt. Ein voller Umlauf der
Aequinoktialpunkte an der Himmelssphaere bzw. der Erdachse um den Ekliptikpol
dauert etwa 25850 Jahre (Platonisches Jahr).
Die
Praezession wird im wesentlichen durch die auf den Aequatorwulst der
(abgeplatteten) Erde wirkenden Anziehungskraefte von Sonne und Mond
hervorgerufen. Diese versuchen, die gegenwaertig um 23° 27' schraeggestellte
Erdachse der Ekliptik aufzurichten. Aufgrund ihrer Rotation verhaelt sich
die Erde aber wie ein Kreisel, d. h., sie weicht diesem Drehmoment in einer
rechtwinkligen Bewegung aus - wie man es auch bei einem ."taumelnden"
Kreisel beobachten kann. Dadurch beschreibt die Erdachse (bzw. der Himmelspol)
angenaehert einen Kreis mit einem Radius von 23° 27' um den Pol der Ekliptik
(vgl. Abb.).
Gegenwaertig befindet sich der noerdliche Himmelspol in der Naehe des
Polarsterns und wird im Jahre 2100 nur 28' von diesem entfernt sein. 2500 v.
Chr. war Thuban ( a Draconis )" Polarstern", 4000 n. Chr. wird es
Alrai (y Cephei), um 14000 n.Chr. Wega (a Lyrae; ) sein. Da Positionsangaben (
Rektaszension und Deklination ) von Gestirnen immer relativ zu den Himmelspolen
bzw. zum Fruehlingspunkt gemacht werden und letztere sich auf Grund der
Praezession langsam, aber stetig verschieben, muss bei der Positionsangabe
immer die Epoche (z. B. 2000.0) angegeben werden, auf die sich die Werte
beziehen. Die Prazession setzt sich bei genauerer Betrachtung aus drei Anteilen
zusammen:
a) dle durch Sonne und Mond verursachte Lunisolarpraezession liefert mit 50,
40" pro Jahr den Hauptbeitrag; davon sind 30" auf den Mond, der Rest
auf die Sonne zurueckzufuehren. Ihr entgegengerichtet wirkt mit 0,12" pro
Jahr die durch die Anziehungskraefte der Planeten bedingte Planetenpraezession.
Den geringsten Wert hat mit 0,02" pro Jahr ein relativistischer Effekt,
die geodaetische Praezession, dle der Lunisolarpraezession ebenfalls
entgegengerichtet ist. Die Summe aller Beitraege, die allgemeine Praezession,
belaeuft sich somit auf 50,26" pro Jahr.
Die
Aequinoktialpunkte haben sich seit der Entdeckung der Praezession durch
Hipparchos um 1 h 45m in ihrer Rektaszension an der Himmelssphaere verlagert:
lag der Fruehlingspunkt vor 2000 Jahren noch etwa an der Grenze der Sternbilder
Fische und Widder (deshalb auch als . Widderpunkt bezeichnet), so befindet er
sich heute am Westrand der Fische und wird in etwa 600 Jahren in den Wassermann
uebergehen. Aus dieser Wanderung des Fruehlingspunkts durch den Tierkreisguertel
erklaert sich auch, dass die Tierkreiszeichen heute nicht mehr mit den
entsprechenden Tierkreissternbildern zusammenfallen.
Die Tatsache, dass das tropische Jahr um etwa 20 Minuten kuerzer ist als das
siderische Jahr, ist ebenfalls aut die Praezession zurueckzufuehren - ebenso
wie das Faktum, dass in etwa 13000 Jahren das Wintersternbild Orion fuer die
Nordhalbkugel am Sommerhimmel stehen wird. Der Praezession ist noch eine
weitere Schwingungsbewegung, die Nutation, ueberlagert." TJCAM./HR.
Zitat nach: Lexikon der Astronomie, Spektrum Akademischer Verlag, 1987
Aus den heute,
weit praeziser als es Hipparchos moeglich war, ueber einen weit laengeren
Zeitraum ermittelten Daten geht hervor, wie der Text und das beigefuegte Bild
zeigen, dass die von Hipparchos angenommene Kreisbogenbewegung in Wirklichkeit
eine flache Spirale ist und sich damit eine Aufrichtbewegung der Erdachse aus
ihrer Schraeglage zur Umlaufbahn um die Sonne ergibt.
Diese Aufrichtbewegung wird wie beschrieben verursacht durch die auf die Erde
wirkenden Kräfte von Sonne und Mond. Da diese Kraefte aber weiterhin wirken,
ist ein Zurueckkehren der Achse in die alte Schraeglage , wie sie Hipparchos
und Ptolomaeus noch annahmen, physikalisch kaum vorstellbar.
Wie die Bilder zeigen, ist bisher auch keine Bewegung in dieser Richtung
beobachtet worden. Ein normales Taumeln der Erdachse wie bei einem Kreisel ist
auf Grund der staendig einwirkenden aeusseren Kräfte, die ein Kreisel
normalerweise nicht kennt, auch aeusserst unwahrscheinlich. Vielmehr liesse
sich die bisher beobachtete Bewegung auch so deuten, dass die Erde sich ueber
einen fuer den Menschen sehr lang erscheinenden Zeitraum wieder in eine Lage im
Raum bewegt, bei dem die Rotationsachse senkrecht zur Umlaufbahn um die Sonne
steht.
Damit wuerden
die jahreszeitlichen Klimaunterschiede allmählich verschwinden und aehnliche Verhaeltnisse wieder hergestellt, wie sie vor
12000 Jahren moeglicherweise auf der Erde bestanden. Der Unterschied waere
jedoch, dass der Nordpol nicht wie damals an der Suedspitze Groenlands liegt,
sondern im noerdlichen Eismeer, seiner heutigen Lage, verbleibt. Bis zu diesem
Zeitpunkt haette sich wahrscheinlich auch der magnetische Nordpol, der sich zur
Zeit ebenfalls in kleinen Schritten staendig verlagert, hier eingefunden.
Die auf der Erde
beobachteten langfristigen Klimaveraenderungen muessen
wahrscheinlich auch unter diesem Aspekt gesehen werden, obwohl der Einfluss im
Verhaeltnis zu den immer noch erheblichen Veraenderungen in Folge der
Polverschiebung von 9000 v. Chr. sicher weit geringer ist.
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Lesen Sie
hierzu, umfassend und uebersichtlich dargestellt :
DIE
GESCHICHTE VON ATLANTIS, der vergessene Ursprung unserer Kultur
von Karl Juergen Hepke
TRIGA-VERLAG,
Hardcover, 265 Seiten, Eur 19,80 , ISBN 3-89774-327-2